Prof. Dipl.-Ing. Andrea Uhrig
Raum: M109
RheinMoselCampus Koblenz

bauen-kunst-werkstoffe (Architektur)


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Schutzhütte Rotweinwanderweg, Bad Neuenahr-Ahrweiler

BK1  I  Baukonstruktion 1  I  WiSe 22/23

 

Einführung

 

Am 3. Juni 1972 wurde der Rotweinwanderweg eingerichtet. Die Route des Wanderwegs führt entlang der Ahr auf einer Ge- samtlänge von rund 36 Kilometern von der Burgruine Are ober- halb von Altenahr über Mayschoß, Rech und Dernau weiter zum ehemaligen Kloster Marienthal, vorbei an der Felsformation der Bunten Kuh oberhalb von Walporzheim und an der Dokumentationsstätte Regierungsbunker, der Römervilla bei Ahrweiler, der Gedenkstätte Silberbergtunnel und weiter über Heppingen zum Bahnhofsplatz von Bad Bodendorf.

Der Hauptteil des Weges führt durch die Weinberge an der nördlichen Ahrseite. Viele Teile des Wanderweges sind Wirtschaftswege und asphaltiert, da sie auch für den landwirtschaftlichen Verkehr genutzt werden. Somit ist eine spezielle Wanderausrüstung nicht nötig.

In den Weinbergen gab es schon immer zahlreiche Weinberghütten. Sie dienten zur Aufbewahrung von Handwerkszeug, zum Schutz vor Unwetter und als Unterschlupf für die Rebwacht, als in früheren Zeiten die Wege vom Weinberg zurück zum Weingut noch weit waren.

Besonders im 18. und 19. Jahrhundert entstanden neben rein funktionalen Bauten auch Repräsentationsbauten.

Als erweitertes Angebot beschließt der Verbund des Rotwanderweges den Bau eines neuen Weinberghauses. Wie auch bei den historischen Vorbildern dient dieses neu zu errichtende Häuschen als Schutzhütte und zur Aufbwahrung von Handwerkszeug. Für Wanderer und sonstige Gruppen werden Weinproben und entsprechende Verköstigung angeboten.

Das Weinberghaus muss in seiner Ausformulierung einen geeigneten Rahmen für das beschriebene Konzept bieten und ist deshalb regionaltypisch als Sichtmauerwerkskonstruktion zu konzipieren.

 

Schichten

 

Die Verwendung von Ziegelstein zur Lösung unterschiedlichster Aufgaben ist so alt wie die Baukunst. Bis heute hat sich das Bauen mit Ziegelstein in vielen Regionen und Bereichen bei gleichbleibender Logik der Konstruktion durch den Einsatz verbindlicher Formate erhalten und weiterentwickelt.

„Architektur beginnt, wenn zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden. Architektur ist eine Sprache mit der Disziplin einer Grammatik. Man kann Sprache im Alltag als Prosa benutzen. Und wenn man sehr gut ist, kann man ein Dichter sein.“

Ludwig Mies van der Rohe

“Das architektonische Schaffen kreist um zwei Pole: Körper und Raum, d.h. die Bildung von Räumen und die Gestaltung der Körper. Diese beiden Vorgänge sind Grundvoraussetzungen des Bauens. Mag das künstlerische Moment oder die Bedürfnisse der Nutzer noch so sehr variieren, mag es sich um ein Einzelgebäude oder eine ganze Stadt handeln, immer bilden sie die elementaren Bestandteile architektonischer Tätigkeit. Der Raum in seiner ungeformten Wirklichkeit, als allgemeiner Luftraum, ist etwas Immaterielles und hat an sich keinen sichtbaren Ausdruck. Erst in der körperlichen Um- setzung kommt eine bestimmte Raumform zustande. In der allgemeinsten Bedeutung ist Architektur nichts anderes, als die Begrenzung des sichtbaren Luftraums von der kleinsten Raumzelle bis zum kompliziertesten Raumgebilde”.

 

Regelwerk

 

Das Haus ist in verschiedene Funktionsbereiche aufgegliedert und auf einem Geschossen zu organisieren. Das Weinberghaus wird nur von März bis Oktober bespielt, weshalb auf eine gedämmte Wandkonstruktion verzichtet werden kann. Das Projekt ist als einschaliger Mauerwerksbau mit Sichtmauer- werk aus Ziegelsteinen zu denken und zu bearbeiten.

Das Sichtmauerwerk entsteht nach feststehenden Regeln und die Konstruktion und Fügung der einzelnen Elemente entspringen der Logik des Materials. Plastische Merkmale wie Bodenwülste, Gewände, Gesimse, Attikaübergänge und Zahnleisten, Vor- und Rücksprünge, Loggia- und Attikaabrüstungen und Öffnungen werden im gleichen Material und ebenfalls aus der Logik des Backsteinbaus entwickelt.

Das Dachtragwerk wird als gedämmte Holzkonstruktion ausgeführt, Fenster und Türen werden ebenfalls in Holz ausgeführt. Die tragenden Wandscheiben werden mit mindestens 36,5 cm oder 49,0 cm angenommen, nichttragende Wände mit 24,0 cm.

 

Projekte