Prof. Georg A. Poensgen

Es gibt viele Gründe, warum man im Jahr 2023 nach Kopenhagen reisen sollte. Der wohl wichtigste, ist die diesjährige Ernennung Kopenhagens zur "Welthauptstadt für Architektur". Diese Auszeichnung beinhaltet neben dem historischen Baukulturerbe auch die Herausforderungen moderner Architekturen im Wohnungsbau, der Quartiersbildungen, der Bildungseinrichtungen wie beispielsweise KITAs, Schulen, Bibliotheken, Kulturzentren bis hin zur Müllentsorgung und die damit verbundene Mobilitätsfrage einer „modernen Stadt“ ohne weiteren CO2 Ausstoß. Dänemarks Hauptstadt hatte sich zum Ziel gesetzt im Jahr 2025 CO2 frei zu sein - eine klare Ansage und ein Statement zur weltweiten Klimaveränderung. Das Programm des Welthauptstadtjahres umfasst mehr als 300 Veranstaltungen von 120 offiziellen Partnern. Im Mittelpunkt stehen die drei Weltkongresse des internationalen Architekturverbandes UIA im Juli. Gelegen auf den küstennahen Inseln Seeland und Amager, wird Kopenhagen über die Öresund-Brücke mit Malmö in Südschweden verbunden. In der historischen Altstadt Indre By liegt Frederiksstaden, ein Rokokoviertel mit der Residenz der königlichen Familie, Schloss Amalienborg. Unweit davon, liegen das Schloss Christiansborg sowie das von Gärten umgebene Renaissanceschloss Rosenborg, welches die Kronjuwelen beherbergt. Besonders beeindruckend an Kopenhagen ist die Dichte an großartiger Architektur, Kunst und Designkultur auf überschaubarem Raum. Finn Juhl, Arne Jacobsen oder Verner Panton - die großen Namen der 50er und 60er Jahre prägen die Wohnkultur des Landes heute ebenso wie das junge Design aufstrebender Labels wie Muuto, Montana; besonders in den letzten Jahren die herausragenden Architekturen der BIG-Group, COBE oder 3XN Architekten.

In Dänemarks Hauptstadt wird mutige Architektur gebaut. Nicht zuletzt ist die Stadt weltweit führend bei nachhaltigen Lösungen. Ein gesamtheitlicher Masterplan, der neben der historischen Stadt auch eine moderne Stadt entstehen lässt, zeigt uns wie wir in unseren Regionen in Zukunft handeln müssen. Die Fragen unserer Zeit nach Smart Cities, Lebensqualität, grüne Mobilität, Anpassungsfähigkeit an Klimaveränderungen und regenerative Energien treffen auf höchste Kreativität. Viele herausragende Beispiele werden von unserer Architekturexkursion angesteuert - per Fahrrad, Boot, Bahn oder einem Spaziergang. Ein ganz besonderer Punkt wird die Besichtigung des Architekturbüros von 3XN sein. Unser vorgeschaltetes Seminar zur Exkursion liefert die ersten Eindrücke und macht uns neugierig.

Allerdings können Vorlesungen, Filme, Dokumentationen oder auch Fotos nur ein ungefähres, oftmals aber auch ein verzerrtes Bild der Realität vermitteln. Exkursionen hingegen bieten den Teilnehmern „Architektur zum Anfassen“ im erlebbaren Maßstab 1:1. Es empfiehlt sich - bei all den optischen Reizen, kleinen und großen Details oder räumlichen Eindrücken - die Gedanken beispielweise in einem Skizzenbuch festzuhalten. Diese spontanen, schnellen llustrationen werden für ein späteres Erinnern eine unverzichtbare Quelle sein, viel stärker in ihrer Ausdruckskraft als jedes digitale Foto. In diesem Sinne wird die Exkursion im Mai ein Erlebnis der ganz besonderen Art werden.